‚Wie alt mag er sein?‘, frage ich mich und schätze ihn auf 25. Vielleicht auch ein oder zwei Jahre älter. Lange Haare zieren sein Antlitz. Er scheint stolz auf sie zu sein, hat sie mit einem Pomadeprodukt glatt an sein Haupt gepreßt. Lässig fletzt er auf dem Straßenbahnsitz herum, versucht, möglichst locker, cool zu wirken.
Doch seine Metallgestellbrille wirkt hoffnungslos veraltet und seine pomadenhaarumrankten und erstaunlich ausgeprägten Geheimratsecken zerstören jegliche Gesichtsattraktivität und sämtliche Easyness-Bemühungen.
An der Straßenbahntür steht ein Mädel, vielleicht zwanzig Jahre alt. ‚>Drall< wäre ein gutes Wort, um sie beschreiben.‘, denke ich und beschaue die gut gebräunte Haut ihres Bauches, die unter ihrem Oberteil herausschaut. Sie wirkt attraktiv, aber zugleich ziemlich dumm.
Doch in ihrer Hand trägt sie ein dickes Buch, in das sie vor wenigen Augenblicken noch vertieft war.
‚Vielleicht ist sie doch nicht so dumm.‘, überlege ich und freue mich über meinen Irrtum.