Arbeitsmoral

Mich zu Dingen zu bewegen, deren Wichtigkeit zwar erkenntlich, doch derart unangenehm ist, daß nur ein immer wiederkehrendes Verdrängung und Leugnen unabstreibar nahender Tatsachen den eigenen Tag mit einigermaßen beruhigten Zitterfingern und stillgelegtem Gewissen zu befüllen weiß, war noch nie eine meiner Stärken, eine meiner herausragenderen Eigenschaften, neige ich doch dazu, in allen Ecken und Winkeln meines Daseins Dinge zu finden, deren Inhalt und Oberfläche derart beschaffen ist, daß sie mich zu fesseln, ja zu begeistern vermögen, daß sie Zeiten zu schlucken und Bedeutsamkeiten zu vernachlässigen wissen, auf daß ich tiefer und tiefer in ihnen versinke, den Bezug zu den drängenden, möglicherweise rettenden Fäden der Wirklichkeit verliere, die mühsam erzeugte Motivation für spontane Kreativität und scheinbar nutzlosen Wissensdrang aufbrauche und nichts weiter von mir selbst übrig lasse als das nachträgliche Bedenken der Ineffikivität meines fruchtlos-unterhaltsamen Zeitvertreib und die an mich selbst gestellte, unerfüllbare Forderung, am nächsten Tag, beim nächsten Mal alles anders, ja besser zu machen, aus verschwenderischen Erfahrungen zu lernen und diese Kenntnisse effektiv zu nutzen, um die restliche, verfügbare Zeit noch konzentrierter, noch intensiver zu arbeiten, als es die ursprünglichen, mittlerweile enttäuschten Absichten vorgesehen hatten…

Ein Gedanke zu „Arbeitsmoral“

  1. außer: *dieses* Mal bin ich mir doch soo sicher, dass ab morgen alles besser wird…

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