Als Reaktion auf einen Weblogeintrag bei Irgend Link kamen mir folgende Worte in den Sinn:
Ich urlaubte schon dreimal auf der Insel Kreta. Ich würde gern behaupten, ich verweilte abseits touristischer Einflüsse, aber das wäre eine Lüge. Aber ich war in einem Dorf, wo keine Monsterhotels standen und nur zwei Souvenirläden existierten.
Ich bewunderte in diesen Urlauben immer wieder die griechische Gelassenheit, die Ruhe, mit der sie alle ihre Tätigkeiten angehen. Das färbte sich ab.
Zumeist hielt die Abfärbung nicht lange. Kaum war ich in heimtliche Lande zurückkehrt und ein paar Tage der Hektik anderer ausgesetzt gewesen, verlor ich alle aufersehnte Gelassenheit, alle Ruhe.
Nun aber, nachdem ich drei Mal dort verweilte, nachdem ich mein Grundstudium längst hinter mir ließ und mich immer wieder frage, ob mein Weg denn der richtige sei und beruhigt feststelle, zu keiner Lösung kommen zu können, bemerke ich die Gelassenheit in mir.
Ich trage keine Uhr. Zu terminlichen Verpflichtungen versuche ich selbstverständlich pünktlich zu sein, doch lasse es mir nich nehmen, vorher in Ruhe zu lesen oder zu frühstücken. Es gibt keinen Grund, sich über einen verpaßten Bus zu ärgern oder mit dem Auto waghalsig durch die Innenstadt zu düsen – nur um fünf Minuten eher vor dem heimischen Fernseher sitzen und Sendungen wie „Die Burg“ schauen zu können.
Es ist das Wissen, daß alles seinen Weg gehen wird, daß es keinen falschen Weg geben kann, einfach weil das eigene Leben nur über einen Weg verfügt und keine Möglichkeit besteht, zurückzugehen und anders zu wählen oder zu schauen, was bei anderen Daseinsvarianten herausgekommen wäre.
Ich will nicht behaupten, daß deswegen alles prinzipiell richtig ist; aber ich habe aufgehört, mich um vieles zu grämen.
Beispielsweise studiere ich ein Fach, das zwar interessant ist, aber mich zuweilen nervt und zweifeln läßt, ob ich in späterer Berufswelt mich mit derartigem auseinandersetzen möchte. Ich beschäftige mich mit anderem, nebenbei, und freue mich darüber, in Zukunft, wenn ich mein Studium abgeschlossen haben werde, nicht nur einen [den geradlinigen], sondern unzählige Wege vor meinen Füßen liegen zu sehen. Und jeder ist irgendwie der Richtige.
Das nimmt mir zuweilen viele Ängste und schenkt eine Ruhe, die mir das Gefühl gibt, von der Welt um mich herum abgeschottet zu sein, in Eigenzeit eingeschlossen, die langsamer verläuft, doch mehr Platz hat für mich selbst…
Und noch während ich das schreibe, rennt meine Mitbewohnerin mehrmals hektisch an meinem Zimmer vorbei. ‚Keine Zeit!‘, murmelt sie, als ich sie verwundert anblicke…
ich hatte am Wochenende eine besondere Begegnung. Ich traf einen Menschen, den viele sicherlich meiden wuerden, aufgrund seiner offensichtlich nicht ganz idealkonformen Erscheinung. Doch aus irgendeinem Grund gelang mir der Blick hinter diese Fassade und ich erkannte einen Menschen, der mich unheimlich tief beeindruckte und seine Spuren in meinen Gedanken hinterliess, sie vielleicht sogar grundlegend aenderte. Ich hatte das Glueck, an seiner Weisheit teilzuhaben und dadurch die Welt ein klein wenig anders zu sehen.
Er sagt mir etwas ungeheuer wichtiges: „Beginne zu leben!“ und er hatte recht.