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Ein winziger Flecken Erde, der an dich erinnern soll. Ich schüttle traurig mit dem Kopf, als ich mir der Lächerlichkeit bewußt werde, die in diesem Denken steckt.

Noch verkünden keine steinernen Letter deinen Abschied, beträufeln Lesende mit Vergangenheit. Die lebensfrohen Lieder der Amseln in nadligem Geäst suchen meine Tränen. Der Ort hat keinen Namen; anonym zeigt sich mir die blanke Erde, ein winziger Platz, der seines Geheimnisses nicht würdig ist.
Du bist nicht hier. Ich weiß es, wußte es vom ersten Augenblick, wußte es, als der eigenartige Mann mit aufgesetzter Trauermiene eine Rede hielt, die deiner nicht würdig war, geschwollene Worte in die totenschwere Luft warf, über die du gelacht hättest, wußte es, als das winzige Kämmerlein ein blumengeschmücktes Metallgefäß barg, in dem du verschwunden sein solltest, wußte es, als teilnahmslose Fremdwesen mit jenem lebenskalten Gefäß ein dunkles Erdloch füllten, wußte es, als ich in einsamen Momenten hier verweilte und dich nicht fand.

Ein winziger Flecken Erde, der an dich erinnern soll. Inmitten starrer Steine, inmitten fremder Namen, inmitten sterbender Pflanzen, inmitten betrübt wandelnder Gestalten, inmitten unzähliger Tränen. Ich verharre in Erinnerungen, verweile an deiner letzten Stätte, spüre dich nicht. Nicht hier. Nicht in der beengten Welt geregelter Trauer. Nicht an einem Ort der Toten.
Weinend schließe ich die Augen, suche dich in meinen Tiefen, finde dich.
In meinem Herzen gehören dir Welten.