hinab

Allein des Fangens wegen
um zartbehandet zu erretten
und brausend Winden zu entreißen
mich letzten Augenblicks zu bergen

Allein des Raubes wegen
aus Schößen tiefster Stürze
aus dem Bodenlosen, Rettungslosen
aus dem kaltgeküßten Nichts

Allein des Spürens wegen
des Fingerfaltens über mir
um nach sinnberaubtem Flug
mich an deinem Herz zu finden

Allein des Fangens wegen:
Laß mich fallen.

[19.08.2005]
www.bluthand.de

„Everywhere I look you’re all I see“

I still recall the taste of your tears
Echoing your voice just like the ringing in my ears
My favorite dreams of you still wash ashore
Scraping through my head ‚till I don’t want to sleep anymore

You make this all go away
You make this all go away
I just want something
I just want something I can never have.

[aus: Nine Inch Nails – „Something I Can Never Have“]

Über die Häßlichkeit von Schlafanzügen

Ich bin kein Liebhaber von Schlafanzügen.
Diese Aussage gilt nicht im allgemeinen, sondern richtet sich eher speziell auf mich, auf meine eigenen Schlafanzüge. Denn diese sehen nicht unbedingt begeisternswert aus und lassen auch meinen Adoniskörper in wenig vorteilhaftem Licht dastehen.

Wenn ich es mir genauer überlege, muß ich erstaunt feststellen, daß ich nur zwei Schlafanzüge besitze, einen kurzen und einen langen. Letzteren mag ich sogar, beziehungsweise mochte ich, bevor er sich allmählich aufzulösen begann. Und der kurze ist ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, sieht – weil er früher nie benutzt wurde – zwar akzeptabel aus, wird aber von mir nicht favorisiert, weil er und ich im modischen Sinne keine Einheit bilden können.

Was soll man auch von einem Kleidungsstück erwarten, dessen flächengrößte Farbanteile aus Grau, dreckigem, unschönem Grau bestehen, welches nur durch ein dunkles Rot unzureichend ergänzt und aufgewertet wurde? Und als wäre dies nicht genug der Augenqual, beschloß der offensichtlich blinde und modegeschmacksbefreite Schlafanzugdesigner, eine zerlaufene „53“ auf Ärmel und Hosenbein zu malen, die nicht nur bedeutungslos ist, sondern schlichtweg lächerlich wirkt.

Diese Lächerlichkeit überträgt sich – zumindest in meinen Gedanken – vom Schlafanzug auf meine gesamte Person, weswegen ich es vorziehe, den Schlafanzug nur nachts zu tragen und die Anzahl der Blicke anderer auf dieses keineswegs geschätzte Kleidungsstück zu minimieren.

Früher, als Kind, mußte ich immer Schlafanzüge tragen, die in den meisten Fällen zu klein oder häßlich [oder beides] gewesen waren. Omas schenkten mit Vorliebe Schlafanzüge, die schon vor Jahren zu eng gewesen waren, lernte ich. Irgendwann, als ich mich in eigener Wohnung frei entfalten konnte, übernachtete ich entweder nackt – was ich aus verschiedenen Gründen bald bleiben ließ – oder in extra dafür reservierten Shorts.
Vorzugsweise erwählte ich meine blauen Garfield-Boxershorts. Diese waren zwar an Lächerlichkeit kaum zu überbieten, doch war die Lächerlichkeit bewußt gewählt, gesucht, und daher bedeutungslos.

Dann kam der Winter. Die Shorts reichten nicht länger, um das Frösteln unter meiner zuweilen nicht ausreichend wärmenden Bettdecke zu tilgen. Ich probierte es mit zusätzlichen T-Shirts, fortan als Schlaf-Shirts bezeichnet, kleidete mich also im Bett mit von mir durchaus gemochten Shirts und Shorts.

Irgendwann entdeckte ich die beiden Schlafanzüge in meinem Kleiderschrank und hielt es für eine gute Idee, sie auszuprobieren, anzuziehen. Ich mochte den langen, weiß-karierten, den ich von meinem Vater irgendwann geschenkt bekommen hatte. Er wirkte fast schon festlich, fast, als wäre ich Bestandteil einer Fernsehserie, eines Filmes, in denen nahezu sämtliche Darsteller ihre Nächte in Designer-Schlafkleidung verbringen und auch gleich nach dem Erwachen kunstvoll zurechtgemachten Prinzessinnen gleichen.
Nein, ich fühlte mich nicht wie eine Prinzessin. Aber ich fühlte mich vornehm.

Als es wieder wärmer wurde, entschloß ich mich dazu, den langen gegen den kurzen Schlafanzug einzutauschen, erwartend, das gleiche edle Gefühl geschenkt zu bekommen. Doch ich wurde enttäuscht. Innerhalb weniger Tage verwandelte ich mich vom nächtlichen Lord zu Schlumpi, der grauen Maus.

Und doch behielt ich es bei, trug den Schlafanzug, weil sich in meinem Kopf der Gedanke festgesetzt hatte, daß es richtiger ist, einen Schlafanzug im Bett zu tragen als eine eigenes ausgewählte Short-Shirt-Kombination.

Vorhin klingelte es. Die Postfrau riß mich aus dem Schlaf. Ich verübelte es ihr nicht, erwartete ich doch sehnsüchtig die Ankunft dreier Bücher. Vergnügt sprang ich aus dem Bett, setzte die Brille auf, rannte zur Tür, betätigte den Türöffner und sagte:
„Einen Moment noch. Ich bin sofort unten.“

Das widersprach sich zwar, doch gab mir die Gelegenheit, meinen häßlichen, lächerlichen Schlafanzug gegen annehmbare Normalkleidung auszutauschen, mich selbst in ästhetischere Wohlfühlklamotten zu transferieren. Auf keinen Fall wollte ich durch das Treppenhaus stürmen und der Postfrau in meinem schäbigen Schlafgewand begegnen oder noch schlimmer: einem meiner Nachbarn.

Und eine Frage stellte sich mir, die ich nicht verdrängen konnte: Selbst wenn man von der Häßlichkeit meines eigenen absah – Warum sind Schlafanzüge im allgemeinen nicht die geeigneten Kleidungsstücke, in denen man – natürlich innerhalb der eigenen vier Wände – Fremden oder Freunden begegnet? Warum strahlen diese Zweiteiler, die tatsächlich ja aus Hose und Shirt bestehen, also kaum andere Komponenten verwenden, als es normalerweise zu tragen üblich ist, etwas derart Privates, Intimes aus, das auf keinen Fall anderen unter die Nase gerieben werden sollte?

Liegt es nur an der fehlenden Unterwäsche? Liegt es daran, daß man in dieser Kleidung geschlafen hat und womöglich des Nachts noch mit anderen, anzüglicheren Dingen beschäftigt gewesen sein könnte? Liegt es gar daran, daß es sich nicht gehört, erst halb zehn aufzustehen und den Tag zu beginnen?

Ich weiß es nicht und verschwinde grübelnd unter der Dusche. Ohne Schlafanzug.

Tageswort Nr. 25: Unisex-Pissoir

Da Unisex-Toiletten spätestens seit dem Erfolg der skurrilen, US-amerikanischen Rechtsanwaltserie „Ally McBeal“ einen allgemeinen Aufwind [Ich erspare mir das schlechte Wortspiel.] erfahren haben, liegt es auf der Hand, daß fortan vermehrt die Trennung von maskulinem und femininem Toilettenbereich vernachlässigt und somit nicht zuletzt dem ungleichmäßigen Anstellverhalten der Geschlechter [Männertoiletten: leer; Frauentoiletten: mit nahezu unendlicher Warteschlange bestückt] entgegengewirkt wird.

Die Vorstellung eines aus der Mutation von Herrenklo zu Unisex-Toilette hervorgegangenen Unisex-Pissoirs amüsierte mich allerdings derart, daß ich dieses neugeschöpfte Wort zu dem des heutigen Tages auserwählte.

Manja

Es ist lange her, seit ich das letzte Mal an sie dachte.

Gern würde ich darüber berichten, wie ich sie kennenlernte. Doch ich lernte sie nie kennen. Und sie mich erst recht nicht.

Wenn ich sie sah, blieb ich stehen, schaute ihr nach, träumte sie heimlich in meine Nähe. Wenn sie an mir vorüberging, lächelte ich, doch nicht zu ihr, nur in mich hinein, tauchte für einen Augenblick in ihren Duft.

Sie war bezaubernd, wunderschön. Das wußte nicht nur ich. Sie bildete den steten Mittelpunkt, die Attraktion jedes Raumes. Ihr Haar leuchtete wie Sonnenschein, und wenn sie lachte, hielt ein jeder den Atem an, um daran Anteil nehmen zu können.

Ihre Ferne, mein Schweigen, zerriß mir bei jeder Begegnung die Brust. Sie sah mich nicht, sah mich nicht an, obgleich ich ihre Augen suchte, obgleich ich in solchen Momenten nur für sie zu existieren glaubte.

Ich kannte keinen Namen, den ich nachts sehnsüchtig mit den Fingern auf mein Kopfkissen schreiben, den ich in trüben Momenten leuchtend vor mich halten konnte, nur ihr Bild, ihre Augen, ihr Lächeln, ihr Haar.

In meinem Kopf entdeckte ich Möglichkeiten, Welten, in denen ich ihr begegnete, Grund hatte, sie anzusprechen, ihren Blick auf mich zu ziehen, mit freudigem Funkeln zu füllen, erfand Begebenheiten, die ihr mich zeigten, die sie begreifen machten, was ich war, wer ich war, was ich fühlte.

Eines Tages rief jemand ihren Namen.
Manja.

Wie Morgentau perlte er durch meine Sinne, erfrischte, liebkoste mich. Ich lächelte, als wäre ein Traum wahr geworden, als wäre sie erwacht und hätte mich gefunden, meiner Stille entrissen.
Ich hörte ihren Namen und verbarg ihn tief in meinem Inneren.

Näher kam ich ihr nie.

Ein Gedanke zu „Sin City“

Überall hagelt es positive und minder positive Worte zu Robert Rodriguez‘ Filmkunstwerk „Sin City“, das zu sehen auch ich – trotz kinematisch-filmverleiherischer Unstimmigkeiten und daraus resultierenden Filmanlaufsverzögerungen – am Samstag das Vergnügen hatte.
Und so will ich es jedem Lesenden ersparen, eine eigene, den unzähligen anderen gleichende Zusammenfassung und Wertung zu liefern, sondern beschränke mich auf einen einzelnen Gedanken, der so kurz ist, daß er die einleitende Vorrede bei weitem unterschreitet, der aber für mich so bedeutsam war, daß er nach dem Beschauen des Schwarz-Weiß-[Und-ein-bißchen-Bunt]-Streifens nahezu als erstes auf meiner Zunge lag und somit alsbald an Gs lauschende Ohren drang und seine Zustimmung erlangte:

Ersraunlich war, daß trotz aller Gewalt und Brutalität, trotz aller Antiheldenhaftigkeit und Überstärke, trotz aller Düsternis und Kaltherzigkeit, daß trotz allem in jedem der drei Handlungsstränge Liebe eine, vielleicht die, zentrale Rolle spielte.

www.myblog.de/tour2005

Nicht nur, um Werbung in eigener Sache zu machen [obgleich es sich nur zu geringsten Teilen tatsächlich um eine eigene Sache handelt], sondern auch, um das Vorhaben an sich zu würdigen, verweise ich an dieser Stelle auf

www.myblog.de/tour2005.

Mein lieber Mitbewohner und seine Freundin brachen soeben von Magdeburg auf zu einer Radreise nach Nitra in der Slowakei, die mit Teilnahme an der Hochzeit eines ehemaligen Mitbewohners am 27. August enden soll.

Geschätzte 1350 Kilometer durch 3 Länder – mit dem Fahrrad.

Der eigens für diese Reise ins Leben gerufenen Tourblog wird die Welt über dieses wahrlich erwähnenswerte Abenteuer auf dem Laufenden halten.

Gute Reise!