Das Wort des Tages 5

Das gestrige Wort des Tages war eindeutig

Abwasserkanallampenkohlenstaub.

In dem wahrlich guten Disney-Zeichentrickfilm „Basil, der große Mäusedetektiv“ aus dem Jahr 1986, welcher am gestrigen Abend auf SuperRTL zu sehen war, wird dieses wunderschöne Wort zwar nicht explizit genannt, doch nahezu erwähnt, als Basil Staubspuren auf einem Blatt Papier analysiert und mit untrüglicher Sicherheit feststellt, daß diese Spuren zweifelsohne von Kohlenstaub stammen, wie er nur für Abwasserkanallampen verwendet wird.
Nicht nur weiß ein solcher Scharfsinn zu beeindrucken, sondern auch die Möglichkeit, ein derart abstrus langes, dennoch sinnbefülltes Wort zu kreieren.
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Lebenspfad

Selbst
wenn du auf gleicher Stelle
weglos
suchend
stumm verharrst
zögernd leise Trippelschritte
nicht in Zukunft
Heute
wagst
finden dich
die Weltenwege
findet dich
das Leben.

Doch
vergiß nicht
loszulaufen.

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wo das morgen mich verliert

irgendwo beginnt die träne
wo das morgen mich verliert
wo das leben sich zerspaltet
nebel aus den träumen kriecht
wo des geistes letzte reise
in der welt aus dir verebbt
regungslos die kälte schlummert
ungeboren licht entweicht.

irgendwo beginnt die träne
fängt den namen einer sucht
treibt den abgrund aus dem dunkel
in ein flackertrübes herz
löscht mit blindem kuß die lider
füllt die nacht mit meinem wort
reißt mit eiseshand und flamme
letzten schild von meiner brust.

irgendwo beginnt die träne
dort, wo mich der tag vergißt.

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vorhang

flüsternd
leise trippelschritte
auf der stelle
atemlos

müder blick
nach vorn
zurück
kein wort noch findend

ungelebten traum gewebt
stumme seufzer aus der brust
flüsternd
fliehend ohne weg

öffne ich die tauben lieder
sehe ich
erkenne mich
zerfetz den traum
zerfetze mich –
dünner vorhang
vor dem leben.

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vielleicht zu nah

erst wenn die sonne untergeht
der abend uns in nebel hüllt
wenn finsternis die masken tilgt
und körper unter tuch versteckt
erst wenn dein antlitz sanft verwischt
und müdigkeit die lüge löscht
wenn jeder weltenklang verstummt
und deine nähe endlos fern

ertönen leise, sanfte worte
erzählen wahre wirklichkeit
ein lächeln, das im dunkel glitzert
dein name, der mich leuchten läßt
erklingen lieblich die gedanken
die wärme, die mir seufzer schenkt
ein zarter traum in zitterwelten
der jeden morgen neu zerbricht.

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Schrei

Es gibt Augenblicke, in denen ich mir nichts sehnlicher wünsche als zu schreien. Der Schrei käme nicht aus meinen Lungen, nicht aus meiner Kehle, nein, er bräche hervor aus den dunkelsten Tiefen meines Herzen, risse all meine Tränen, all mein Trübsal, all meinen Unmut, all meine Wut, mit sich, explodierte aus meinem gesamten Körper heraus, gellte in fahle Licht der Welt hinein, um die Luft mit lautestem Klang zu zerfetzen. Mein Schrei könnte Welten vernichten, den Himmeln jede Sonne rauben, spülte allen Gram aus meinem Innersten hinaus in die Weiten der Bedeutungslosigkeit. Vielleicht wäre ich dann frei, vielleicht dann endlich aller Lasten entledigt; vielleicht gelänge es mir dann, wieder zu atmen…

Schneewinde

Wind zerzaust mein Haar, treibt Flocken wirbelnd durch die Lüfte. Ich versuche, ihrem Tanz zu folgen, doch bin nicht schnell genug. Ich halte inne, laufe langsamer, bedächtiger, setze behutsam einen Schritt vor den anderen, meide bereits betretene Wege. Mit jedem Schritt male ich eine neue Spur in das unberührte Weiß, ein weiteres Zeichen meiner Existenz. Lächelnd klaube ich eine Handvoll Schnee von einem Ast. Weich und seidig schmiegt er sich in meine Handfläche, liebkost mich mit zart-kühlem Kuß. Schnell schmilzt der kalte Freund, perlt silberzart von meiner ertaubten Haut. In den eisigen Tropfen entdecke ich das fahle Licht der untergehenden Sonne. Es wird Zeit, nach Hause zu gehen.