Das Wort des Tages 15

Die Schaufensterscheibe spiegelte mein Äußeres wider. Ich lächelte mir zu.
‚Wenigstens einer, der lächelt.‘, freute ich mich und dachte an die grimmigen Gesichter auf den Straßen. Runzelfalten und herabhängende Mundwinkel, wohin das Auge blickte.

Sicherlich, dem Himmel fehlte die Sonne. Doch auch dem Herzen?

Ich riskierte einen zweiten Blick. Das Schaufensterscheibengesicht lächelte noch immer. Die dazu gehörige Gestalt stiefelte mit federnden Schritten durch die Welt, zielgerichtet, doch gemächlich.
‚Heute gefalle ich mir.‘, stellte ich fest.

An der Ampel blieb ich stehen, gesellte mich unter die wartenden Menschenmassen, warf einen Blick zurück auf das lächelnde Wesen im Schaufenster.

‚Schlaksig.‘, kam es mir in den Sinn.
Das Wort gefiel mir, fühlte sich gut an, schien zu passen.

Die Ampel schaltete auf Grün, und eine schlaksige Gestalt schlenderte lächelnd über die Straße.

Das Wort des heutigen Tages sei also schlaksig.
Offensichtlich besitze ich eine Vorliebe für Wörter, bei denen sich Klang und Bedeutung perfekt zusammenfügen…

Lärmbekämpfung

Rumpelnd fuhr die Straßenbahn an mir vorbei, ratterte träge in ihren Gleisen, kam mit quietschenden Bremsen zu Stehen. Eine lärmende Kinderhorde wartete darauf, einsteigen zu können. Ich verstand keine Wort, nur kreischende Laute und das unaufhörliche Schimpfen einer Erzieherin. Ein Fahrradfahrer kämpfte sich durch die Meute, immer wieder penetrant klingelnd. Auf der anderen Straßenseite mühten sich vier Musikanten ab, dezibelintensive Klänge aus ihren glänzenden Blechblasinstrumenten zu pressen, den ratternden Preßlufthammer und die schallenden Rufe der Bauarbeiter zu übertönen.

‚Was für ein Krach!‘, dachte ich angewidert und erhöhte die Lautstärke der Musik in meinem Ohr.

Rechnung mit Unbekannten

Auf der Erde leben rund sechs Milliarden [6.000.000.000] Menschen. Davon sind schätzungsweise die Hälfte [3.000.000.000] weiblich. Wenn man zugrundelegt, daß mein Interesse sich auf feminine Wesen der Altersstufe 20-30 Jahre beschränkt und behauptet, die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen betrüge weltweit 60 Jahre, dann kommt man zu dem Schluß, daß nur ein Sechstel aller Frauen für mich von Interesse sind, also 500.000.000.

Fünfhundert Millionen! Diese Zahl zu begreifen, bin ich nicht imstande.

Wievielen Menschen begegnet man während seines Lebens, wieviele sieht man? 100.000? Eine Million? Ich weiß es nicht. Doch fünfhundert Millionen sind unglaublich viele!

Erstaunlich, daß ich Single bin.

Der morgendliche Wurm im Ohr 21

Amüsant.
Mir geht, obgleich ich weder das Lied noch den Interpreten sonderlich toll finde oder gar in letzter Zeit vernommen habe, den ganzen Morgen schon Clueso mit „Wart mal“ durch den Kopf.

Wart mal!
Du kommst sowieso schon zu spät
Lass lieber chill’n
Wart mal
Du bist sowieso schon zu spät
Wozu noch gehn
All die Hektik, all der Stress
wär’s da nicht besser wenn man’s lässt…

Allerdings ist das Fazit des Songs, daß man „es“ doch nicht sein lassen sollte, egal, ob zu spät oder nicht. Aber es ruhig angehen zu lassen, ist vielleicht gar keine so schlechte Idee…

Erstaunlicherweise finde ich immer wieder Teile der verlorengeglaubten Motivation in mir. Bin gespannt, wie lange das noch anhält und mich dazu bewegt, ein wenig fleißig zu sein.

Meine Mitbewohnerin erzählte mir eben, daß sie gestern statt geplanter sieben Stunden „nur“ fünf Stunden in der Bibliothek verweilte, um zu lernen. Nun ja, davon bin ich weit entfernt [obgleich ich sicherlich insgesamt über den Tag verteilt durchaus auf eine ganz angenehme Stundenanzahl komme]; doch dafür fehlt ihr die Fähigkeit, einfach mal abschalten zu können. Wenn sie keine [sinnvolle!] Beschäftigung hat, fühlt sie sich nicht wohl. Und ich habe den Verdacht, daß sie das, womit ich vorwiegend meine Zeit verbringe, nicht als „sinnvoll“ erachtet…
Im Gegensatz dazu schaffe ich es, auch in Momenten größter Anspannung eine Art innerer Ruhe zu finden. Die Welt ist nicht so wichtig, wie sie immer tut.

Laß lieber chill’n…