Es ist wie verhext. Als ich erwachte, entdeckte ich einen Ohrwurm im Schädel, de mich schon am gestrigen Tage mit seiner Anwesenheit erfreut und nun offensichtlich beschlossen hatte, weiterhin [durch] mein Denken zu s[tra]pazieren.
Das Merkwürdigste an diesem Exemplar ist vermutlich, daß es kein Lied ist, jedenfalls keines, was bereits existiert, das mich plagt, kein bekannter oder zumindest eingängiger Song, dessen Meldoie oder Textbruchstüke mir durch den Geist schweben und mich nicht loslassen.
Nein, es handelt sich tatsächlich um dieses Gedicht, dessen Zeilen vereinzelt in meinem Kopf umherpurzeln und mich beschäftigen.
Es gibt keinen Anlaß dafür, keinen wirklichen Grund, warum ich mich ausgerechnet heute, da die Sonne scheint und die Luft angenehm spätsommerliche Temperaturen annehmen wird, mit einem winterlichen Gedicht auseinandersetze.
Insbesondere die letzte Strophe
„ich lache den schneewesen zu
die grüßend den wegesrand säumen:
vergangenheit treibt hinfort
verblaßt in schönstem weiß.„
hallt in meinem Kopf wider. Doch leider kann ich mich nie des gesamten Textes entsinnen, und so verbleibt dem ruhelosen Ohrwurm nichts weiter, als Eigenes zu dichten und das Neue mit der Erinnerung zu mischen.
Das Ergebnis sieht so aus:
„ich blicke den schneewesen nach
die lachend sich die bäuche kraulen„
Auch nicht schlecht…
[Im Hintergrund: Tristania – „Midwintertears“]