Ein molliges Mädel kommt mir entgegen, führt ihren Freund an der Hand. Auf ihrem dunkelblauen Kapuzenpullover lese ich in Brusthöhe die Worte „5UCK.MY.D1CK“. Verwundert wende ich mich ab.
An der Kasse steht vor mir ein Türke. Auf den ersten Blick wirkt er dümmlich, doch sein Lächeln ist echt. Er kauft Papers und Lamm. Mehr als 5 kg Lamm. Beinstücken und Hackfleisch. Gefroren. Was macht er wohl damit?
Zwei ältere Frauen stehen hinter mir. Sie schimpfen über Dinge, die meiner Aufmerksamkeit entgingen. Parallel unterhalten sie sich über die Zeitschriftenstapel in ihren Einkaufstaschen. Rätselzeitschriften. (Haus)Frauenzeitschriften. Die beiden wirken wie fleischgewordenen Klischees ihrer selbst.
In der Straßenbahn sitzt ein Angetrunkener, die offene Bierflasche in der Jackeninnentasche verstaut. Er schaut aus dem Fenster, brummelt irgendetwas und schüttelt traurig-lächelnd den Kopf. Ich würde ihn gerne verstehen, höre hin, schaue hin, folge seinem Blick. Doch ich vernehme nichts, erkenne nichts. Erneutes Kopfschütteln und weitere Monologe. Ich bin voll von Neugier und Mitleid. Eine eigenartige Mischung.