#frapalymo 01: Silberfäden

Der erste Impuls für den frapalymo, Frau Paulchens Lyrik Monat, stammt aus dem Gedicht „Abzählen der Regentropfenschnur“ von Hilde Domin, dessen erste Zeile

Ich zähle die Regentropfen an den Zweigen

auch die erste Zeile des ersten frapalymo-Gedichtes sein sollte.
Und so entstand, was nun folgt:

Silberfäden
2017-11-01

ich zähle die Regentropfen an den Zweigen
die
letzte Sommerstrahlen suchend
sich zwischen matten Blättern sammeln
und leise Abschied glitzern

ich lausche den Regentropfen an den Scheiben
die pochend
laufend
rinnend
fliehend
den Herbst auf meine Blicke malen
und Eintritt sich erbitten

ich zähle die Regentropfen an den Zweigen
als mein Haupt nach außen gleitend
sich zwischen Silberfäden findet
und ein Willkommen haucht



Hier findet ihr meine sämtlichen Werke aus dem #frapalymo 2017:
00: Sonnengruß, 01: Silberfäden, 02: Gespinst, 03: sein, 04: Dasein, 05: Morgenlicht, 06: ein Sturm, 07: Schatten, 08: Krähenberge, 09: Flüstern, 10: sonne, 11: Aufbruch, 12: Ankunft, 13: Blitz, 14: Spaziergang, 15: Budapest, 16: Streifzug, 17: Trainingslager, 18: Schafskälte, 19: wirbel, 20: stumm, 21: fort, 22: Krähenschnabel, 23: Mittag

Sonnengruß und #frapalymo

Im November startet Frau Paulchens Lyrik Monat. Ähnlich wie beim Inktober ist jeder dazu eingeladen, täglich ein lyrisches Werk zu kreieren. Jeden Tag liefert Sophie in ihrem Blog einen freundliches Impuls, der als inpiririerende Basis dient. Das Ergebnis möge dann unter dem Hashtag #frapalymo in die Welt gesandt werden.
Ich verfolgte den Lyrikmonat im letzten Jahr und war begeistert von den vielen zauberhaften Werken, die entstanden. Und in diesem Jahr möchte ich mich beteiligen!
Ob ich tatsächlich 30 Gedichte kreieren werde, kann ich nicht sagen, doch nehme #frapalymo nur allzu gern als Anlass, mich mal wieder in lyrische Gefilde zu begeben.
Um mich bereits jetzt ein wenig einzustimmen, schrieb ich untiges Werk:

Sonnengruß
[27.10.2017]

wie tapfer sich die letzten Strahlen
des Herbstes Graugewands erwehren
fragil in Pfützen schimmernd
sich zwischen Wolken schieben

wie kostbar doch die lichten Stunden
zwischen Dämmerungen ragen
welkend Wärmen mir entsendend
Sommeratem in sich bergen

wie wohl glimmt mir das Himmelshaupt
wenn mein Lächeln sonnenwärts
die zarten Strahlen innig atmend
gar selbst zu Gleiß erwächst!



Hier findet ihr meine sämtlichen Werke aus dem #frapalymo 2017:
00: Sonnengruß, 01: Silberfäden, 02: Gespinst, 03: sein, 04: Dasein, 05: Morgenlicht, 06: ein Sturm, 07: Schatten, 08: Krähenberge, 09: Flüstern, 10: sonne, 11: Aufbruch, 12: Ankunft, 13: Blitz, 14: Spaziergang, 15: Budapest, 16: Streifzug, 17: Trainingslager, 18: Schafskälte, 19: wirbel, 20: stumm, 21: fort, 22: Krähenschnabel, 23: Mittag

Flut

In Napa, irgendwo im Bundesstaat Kalifornien, begegnete mir ein kleiner Briefkasten. Dieser war freundlich und forderte mich auf, ein Gedicht zu entnehmen und es weiterreichen.
Doch er war leer, und so fühlte ich mich eingeladen, selber ein Gedicht zu schreiben und es einzuwerfen, auf dass der nächste dem Aufruf folgen könne.
Angenehmerweise war meine Muse gleich nebenan…

flut

in deinen armen bin ich meer
stürme hoch zu wilden wolgen
flute dich und tief in dir
werfe mich in deine wärmen
spüle deinen leib in mich
bin welle und gischt
bin rauschen und rausch
bin trank und tanz.

wenn ich weiche
wirst du atmen
meine ferne glitzern sehen
wo ich weilte, wachsen welten
wo ich war, beginnen wir
und ich winke dir in wogen
rausche dir in sanftem gruß
bis die flut
mich wiederbringt.

napa

12.03.2015 Napa, Kalifornien, USA

schritte

ich spüre meine füße sich bewegen
kies unter den zehen rieseln
harten boden unter der haut

doch kein weg formt sich
kein schritt

ich spüre meine füße sich bewegen
doch sähest du mich
so stünde ich still

keine richtung naht sich
kein ziel

ich spüre meine füße sich bewegen
irgendwo an den enden meiner beine
die im hier verharren

keine grenze werde ich überschreiten
kein ich.

ich hielt die momente zusammen
war dem leben entboren
in deine arme gespült
als wärest du ziel jeder reise

kreise in unseren köpfen
stille worte, wo sie sich fanden
ich hielt die momente zusammen
als bestünde mein lächeln aus sinn.

Das Glück der Erde

Weil Alexandra der Ansicht war, dass das Glück der Erde auf dem Rücken von Pferden, nicht auf dem der Elefanten liege, reimte ich ein kleines Gedicht zusammen.

Auf Rösserweichhaarrücken
lag – neben Staub und Mücken
auch schon so manches Glück.

Ein weitaus größres Stück
[das ist doch eigentlich bekannt]
trug immer schon der Elefant
auf seinem wuchtig-grauen Leib
als liebsten Zeitvertreib.

Drum sag ich pädagogisch:
Denkt ausnahmsweise logisch!
Es gibt für diesen Schatz
dort eine Menge Platz.

zwischen

zwischen atemwarm gehauchten zügen
zwischen lippensüßem rot
zwischen funkelschimmerzähnen
schlummert mir ein wort

als hättest du es ausgesprochen.

zwischen glimmend güldnen rahmensträhnen
zwischen zwei stillen gelegt
zwischen dem du aus dir
und dem ich aus uns
schlummert mir ein wort

als wartete es
auf sich.

vogelflug

dein name wie ein federflattern
wie wolkennahe schwingen
wie aufgemalt an fernen himmeln
und eingebrannt im blick

er flog davon

mein kinn sank längst zu boden
und riss den blick hinab
kein ohr lauscht fernem flattern
am himmel schweigt dein flug

ich sehe meine füße waten
und vögel gleiten durch das meer
und manchmal ahn ich einen namen
als könnt es deiner sein

doch zwischen hochgeworfnen fingern
ragt in den himmel nur die luft
kein gefieder flüstert schwingen
kein flattern kennt mich noch

dann: die feder

aus hinabgeglittnem himmel
sonnenweich so wolkenzart
füllt den horizont mit flügeln
küsst mir märchenwach den blick.

teil

nie stand er stumm im menschenwald
als puzzleteil von vielen
war er doch suchend rastlos fern
nach sich nach sinn nach silben

nie war er nur aus fleisch geformt
aus hautgerüst und knochen
versank er doch zu tief zu oft
im innern seines leibes

nie war sein arm gelenk und hand
nur wildwuchs seiner schulter
liebkoste er doch immerfort
mit zehnfach fingerküssen

nie war sein haupt aus haar und kinn
nur ohrenreiches oben
entsprangen ihm doch licht und wort
aus lächelweichen lippen

nie stand er starr im menschenwald
war gleich inmitten gleicher
nur manchmal hält er inne still
träumt weltenteil zu sein.

Winterklang

Meine Sohlen formen Lieder
als mein Schritt durch Schnee sich knirscht
schreiben sie in langen Zeilen
in mit Weich bedeckten Grund
und in Winters eisig Winden
lädt ein Flockenmeer zum Tanz

Wenn ich atmend innehalte
schweigt die weiße Melodie
doch durch wirbelkalte Lüfte
hüpft und lacht es immerfort
lockt mein Lächeln in die Himmel
lädt mich ein zu neuem Lied.